Wie es in der Kur weitergeht
Pünktlich um 3:30 Uhr klopft Packerin Daniela bei mir an die Tür und bringt mir Tee und Zwieback. Sie sagte sanft „In 10 Minuten komme ich wieder“ und verschwindet. Ich mümmele den Zwieback und harrte der Dinge.
Nach Danielas Rückkehr wird unglaublich fix mein Bett präpariert.
Große Wolldecken ausgebreitet, darüber das kalte, nach Melisse duftende Laken. In der Mitte ein kleines Handtuch, damit der Po und der Rücken nicht unmittelbar auf das kalte Laken trifft. Ich lege mich nackt nieder und für einen kurzen Moment spüre ich die Kälte des nassen Tuches an meinen Beinen. Dann beginnt schon das rasche Einschlagen mit eben diesem Laken. Auf meinen Wunsch werden die Arme nicht mit in das Tuch gewickelt. Ich habe die Anfängervariante „Bademantelwickel“ gewählt (ich war nie ein Held).
Es wird eine Wärmflasche auf meinen Bauch sowie unter den Fußsohlen platziert und weiter mit den Wolldecken eingewickelt. Darüber kommt dann das Oberbett und als Abschluß ein gummiertes Laken. An den Seiten wird alles gut gestopft.
In der Anfängervariante schiebe ich meine noch freien Arme durch den Bademantel und lege sie auf die Brust. An dieser Stelle bekomme ich von Daniela eine kleinen Sender in die Hand, damit ich bei Bedarf Hilfe rufen kann. Zum Ende wird das Gesicht mit Handtüchern umrahmt und es kommt noch ein Handtuch auf die badebemantelten Arme. Eine Kordel in der Körpermitte fixiert das Kunstwerk.
Nachfolgend die Variante für Fortgeschrittene. Die Arme sind dabei auch eingepackt. Ich sehe aus wie eine russische Matrjoschka, nur nicht so farbenfroh.
Erstaunlicherweise ist es in der Packung nicht kalt, sondern von Beginn an angenehm warm. Daniela sagt kuschelig und verkündet fröhlich das sie in anderthalb Stunden wiederkommt.
Ich fühle mich überhaupt nicht unwohl, schön das ich das Fenster geöffnet habe, die frische Nachtluft tut gut. Ich dussle wieder ein.
Ohne Uhr kann ich nur schätzen, ich werde nach etwas mehr als eine Stunde wieder wach. Ich spüre wie mein Körper auf Programm Heizen umstellt. Ich beginne leicht zu schwitzen, im Grunde bin ich kein guter Schwitzer.
Wie versprochen steht Daniela nach Ablauf der Zeit wieder vor meinem Bett.
Das Auspacken geschieht in Windeseile. Obwohl mir nicht unwohl in der Packung war, bin ich froh wieder frei zu sein. Daniela reibt meinen Rücken trocken und ist zufrieden mit mir. Sie erklärt das das Schwitzen von Packung zu Packung zunehmen wird. Das Hautgefühl ist samtig und gar nicht schweißig. Ich soll nicht duschen, sondern noch einmal ins Bett zurück, damit der Körper Ruhe bekommt.
Es ist mittlerweile nach 5 Uhr und ich schlafe in der Tat noch mal bis 7 Uhr ein.
Nach zwei entspannten Hasenfußpackungen lasse ich bei der dritten Packung die Arme miteinbeziehen. Zwar nicht unter das nasse Laken wickeln, dh. nicht die Hardcorevariante in der man komplett wehrlos ist, sondern unter die nächste Schicht, dh. die Wolldecke. In dieser Variante kann man die Arme mit etwas Geschick aus den Schichten noch befreien.
Hoppla, was für ein großer Unterschied. Mehr Hitze, mehr Enge, nicht so frei wie der Bademantelvariante. Die letzten Minuten wurden mir lang und Daniela war bei ihrer Rückkehr mehr als willkommen.
Daniela ist eine ganz reizende, herzliche Frau. Sie hält auch den Schroth Vortrag für die Neuankömmlinge. Dort werden jeden Montag den neuen Schrothlern Hintergründe und Wirkungsweise näher gebracht. Sie ist eine versierte Ansprechpartnerin und man fühlt sich aufgehoben bei ihr.
Da die Pflaumensuppe meinem Darm nur ein müdes Lächeln abgerungen hat und ich einen aufgeblähten Bauch hatte (die Ärztin meinte beim Abhören ebenfalls das da viel los sei), habe ich von Daniela Glaubersalz bekommen. Das Mittel der Wahl, auch gerne Rohrfrei genannt, hatte innerhalb von 30 Minuten durchschlagenden Erfolg. Seitdem fühle ich mich erheblich besser und ich habe das Gefühl auf freier Fläche meinen angestrebten Kurerfolg aufbauen zu können.
Jetzt habe ich meinen Rhythmus gefunden und die Kurtage verfliegen jetzt immer schneller. Bis Mittag Sport, danach Mittagessen und dann geht es auch gleich zur Wanderung bis ca. 16:30 Uhr. Danach gern einen Tee auf der Panoramterrasse.
Gegen 18:30 Uhr ruft dann schon das Abendessen.
Hier ein paar Impressionen aus der guten und sehr schmackhaften Schrothküche.
Es hat sich mittlerweile schon eine nette Gruppe gebildet. Man ist nicht allein beim Sport oder beim Essen. Den Tag lässt man gemeinsam in der Panoramabar ausklingen. Die hauseigene Schwoofstube ist mir weiterhin suspekt. Es kann daran liegen das Paartänze nicht gerade meine Begeisterung wecken.
Ich kann ein positives Zwischenfazit ziehen. Bei meinem Tagesablauf kommt keine Langeweile oder Einsamkeit auf. (kaum das ich zum Schreiben komme).
Das Wetter ist einfach traumhaft, mit 23 bis 25 Grad nicht zu warm und nicht zu kalt.
Ich verspüre nach wie vor keinen nagenden Hunger und ich habe keine Kopfschmerzen. Aktuell fühle ich mich nach Strich und Faden verwöhnt.
Ich bin sehr gespannt welche Zahlen zum Ende der Kur bzw. nach der nächsten Körperanalyse auf dem Zettel stehen.
Denn ein Wellnessurlaub sollte es ja nicht sein. Ich werde berichten.
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